Private Finanzierung, | 11.07.2024

Übergang zur Klimaneutralität

Potenzial von Finanztaxonomien noch nicht voll ausgeschöpft

Eine DIW-Studie beleuchtet nachhaltige Finanztaxonomien in 26 Ländern und Wirtschaftsregionen weltweit anhand verschiedener Kriterien. Nicht alle Konzepte sind geeignet, um den Übergang zur Klimaneutralität zu unterstützen. Die EU-Taxonomie schneidet gut ab; eine weltweite Harmonisierung der Taxonomien bleibt aber unerlässlich.

Systemische Fragen, | 5.07.2024

Freund, nicht Feind – Energiepreise und europäische Geldpolitik

In diesem Beitrag wird zunächst gezeigt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) entgegen der landläufigen Meinung die weltweiten Energiepreise beeinflussen kann. Zweitens decken die Autoren auf, dass die Fähigkeit der EZB, schnell schwankende Energiepreise zu beeinflussen, eine wichtige Rolle bei der Transmission der Geldpolitik spielt. Drittens weisen sie empirisch nach, dass die EZB, um ihr primäres Mandat optimal zu erfüllen, ihre Geldpolitik als Reaktion auf einen Anstieg der Energiepreise rasch straffen sollte. Entscheidend ist, dass die erforderliche Straffung von der Fähigkeit der EZB abhängt, die weltweiten Energiepreise zu beeinflussen. Abschließend stellen die Autoren fest, dass diese politische Strategie die Inflationsepisode nach der Pandemie weitgehend hätte verhindern können.

Nachhaltiger Konsum: Unterschiedliche Kaufkraft von Haushalten muss berücksichtigt werden

Einkommensschwache Haushalte können sich nachhaltige Produkte – wie Bio-Lebensmittel oder Fairtrade-Kleidung – oft nicht leisten, auch wenn sie es wollten. Das ist eine Herausforderung für den Staat: Einerseits muss umweltfreundliches Verhalten fördern, andererseits damit einhergehenden Anstieg gefühlter Ungleichheit abmildern. Modellergebnisse mit US-Daten legen nahe, dass die Balance zwischen Umverteilung und Umweltsteuern gefunden werden muss, um die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt nicht zu schmälern. Einkommensungleichheit und Preisaufschläge für nachhaltige Produkte sind in Deutschland geringer als in USA, das Potenzial für nachhaltigen Konsum daher größer. Der Wunsch nach nachhaltigen ist Produkten erstrebenswert, um Umweltsteuern wie CO2-Preis zu ergänzen – einkommensschwache Haushalte müssten aber unterstützt werden.

Systemische Fragen, | 26.06.2024

Währungsreserven nehmen weltweit zu – und spiegeln sinkendes Vertrauen in freie Märkte

Seit der Finanzkrise rüsten sich immer mehr Staaten für Devisenmarktinterventionen, indem sie ihre Währungsreserven weiter ausbauen. Vor allem große Schwellenländer zeigen hohe Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen, um ihre eigene Währung zu stützen. Dies ist das Ergebnis einer Analyse vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), für die DIW-Ökonom Lukas Menkhoff die internationale Finanzmarktarchitektur, insbesondere die Wechselkursregime und Währungsreserven der Länder, auf Basis von Daten des Internationalen Währungsfonds untersucht hat.

Öffentliche Finanzen, | 5.06.2024

Zuckersteuer: Erkenntnisse aus dem Ausland gemischt

Der Softdrink-Konsum in Deutschland ist besonders hoch, die Einführung einer Zuckersteuer immer wieder in Diskussion. Das Beispiel Dänemark zeigt jedoch: Der Effekt der Steuer auf zuckerhaltige Getränke hängt stark von der Selbstkontrolle der Menschen ab, viele Menschen werden nicht erreicht. Anreize für Produzent*innen, Produkte gesünder zu machen, wären besser geeignet.

Handel, Systemische Fragen, | 30.05.2024

Der Renminbi im Aufstieg?

Die Reaktion von Exporteuren auf Chinas Währungsinternationalisierung

Dieses Papier untersucht die heterogenen Reaktionen von Exporteuren auf die von der People’s Bank of China durchgeführten politischen Reformen zur Internationalisierung des Renminbi (RMB). Unter Verwendung detaillierter Zolldaten aus Frankreich für die ersten Jahre dieser Reformen (2011-2017) werden mehrere neue stilisierte Fakten zur Einführung des RMB dokumentiert, die sowohl das Wachstum als auch die extreme Schiefe bei der Einführung des RMB über Unternehmen und Sorten hinweg hervorheben. Darüber hinaus werden verschiedene Mechanismen untersucht, die der Selbstselektion in den RMB zugrunde liegen, und es wird ein neuartiger Kanal vorgeschlagen, der die Einführung des RMB deutlich vorhersagt.

Systemische Fragen, | 30.05.2024

Fusionskontrolle muss Verhandlungsmacht in Wertschöpfungsketten beachten

In der Fusionskontrolle sind Auflagen ein Instrument, um wettbewerbsschädliche Effekte von Zusammenschlüssen zu verringern. Bei Joint Venture zweier großer Kaffeehersteller erteilte die Europäische Kommission 2015 die Auflage einer teilweisen Entflechtung. In Wertschöpfungsketten, in denen Hersteller und Händler Großhandelspreise verhandeln, sind Entflechtungen nicht immer wirksam. Joint Venture führte zwar zu höheren Verbraucherpreisen, die Entflechtung hat Preisanstiege aber gebremst. Entflechtungen sollten aus Sicht der Verbraucher*innen zugunsten von Herstellern mit geringer Verhandlungsmacht erfolgen.

Systemische Fragen, | 21.02.2024

Sanktionskoalitionen erhöhen Kosten für Russland, aber Last der Mitgliedsländer sollte verteilt werden

Die Sanktionen gegen Russland nach der Annexion der Krim reduzierten den Konsum in Russland um 1,4 Prozent. Simulationsrechnungen zeigen, dass das Sanktionspotenzial höher hätte sein können. Die Beteiligung von Schwellenländern hätte den Sanktionsdruck erhöht. Die Sanktionen bescherten kleinen osteuropäischen Volkswirtschaften größere Kosten als großen Volkswirtschaften, ein Lastenausgleichsfonds könnten Asymmetrien verringern.

Schulden, | 7.02.2024

200 Jahre Staatsschuldenkrisen

Wiederholte Umschuldungen können mit höheren Gläubigerverlusten einhergehen

Eine neue DIW-Studie untersucht Gläubigerverluste durch 200 Zahlungsausfälle von Staaten seit 1815. Investoren verloren bei Schuldenkrisen durchschnittlich 47 Prozent ihrer Forderungen durch Umschuldungen. Wurden die Umschuldungen auf auf drei oder mehr verteilt, erlitten Gläubiger mit 60 Prozent sogar weitaus höhere Verluste. Schuldentragfähigkeitsanalysen könnten einen optimalen Schuldenschnitt bestimmen.

Öffentliche Finanzen, | 22.11.2023

Offshore-Finanzvermögen seit 20 Jahren nahezu unverändert

Die systematische Abweichung von globalen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten lässt Rückschlüsse über Entwicklung von Offshore-Vermögen zu. Gemessen an Wirtschaftsleistung ist die Höhe von Offshore-Vermögen im Zeitablauf relativ konstant, die Bedeutung einzelner Offshore-Finanzplätze hat sich aber deutlich verschoben. Ein zunehmender Anteil der Offshore-Finanzvermögen stammt aus Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Steuerhinterziehung ist wohl nicht (mehr) der primäre Grund, Vermögen offshore zu halten. Erkenntnisse aus dem Informationsaustausch sollten veröffentlicht, Immobilienvermögen in Datenaustausch einbezogen und ärmeren Ländern Zugang gewährt werden.

« Ältere Texte

Herausgeber