674 Fonds dürfen nach Namensänderung weiter in Fossile investieren
Analyse nach Einführung der ESMA-Leitlinien
Seit dem 21. Mai 2025 gelten neue Anforderungen der EU-Wertpapieraufsicht ESMA: Investmentfonds, die Begriffe wie „nachhaltig“, „grün“ oder „Impact“ im Namen tragen, sind künftig verpflichtet, bestimmte Unternehmen aus den Bereichen Kohle, Öl und Gas auszuschließen. Im Zentrum der gemeinsamen Analyse von Finanzwende, urgewald und Facing Finance stand deshalb die Frage, ob Fonds mit solchen Begriffen im Namen ihre Namen seit der ersten Veröffentlichung der neuen Leitlinien im Mai 2024 beibehalten oder geändert haben. Wenn nachhaltigkeitsbezogene Begriffe entfernt oder ersetzt wurden, liegt es nahe, dass die Fonds die strengen Regeln zum Ausschluss von fossilen Konzernen umgehen wollen.
Zwei Seelen wohnen, ach, in Banken Brust
Banken auf widersprüchlichem Kurs beim Thema Nachhaltigkeitsdaten
Einige der großen Banken beklagen in ihren Nachhaltigkeitsberichten den Mangel an belastbaren Nachhaltigkeitsdaten und die damit verbundenen Unsicherheiten bei der Bewertung von Klimarisiken. Das ist das Ergebnis der Finanzwende-Analyse der aktuellen Nachhaltigkeitsberichte der fünf größten in Deutschland aktiven Banken – Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, ING Diba und UniCredit. Dennoch unterstützt ihr gemeinsamer Lobbyverband, die Deutsche Kreditwirtschaft, den „Omnibus“-Vorschlag der Europäischen Kommission, der die Offenlegungspflichten für Nachhaltigkeitsdaten massiv reduzieren und eine genauere Bewertung von Klimarisiken erheblich erschweren würde.
Sustainable Finance – ein Schritt vor, zwei zurück
Bis vor Kurzem galt „Sustainable Finance“ als Hoffnungsträger für die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft. Mit der „Omnibus-Initiative“ der EU-Kommission droht nun eine Kehrtwende.
Finanzrecherche deckt massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds auf
Die NGOs urgewald und Facing Finance haben durch eine umfangreiche Finanzrecherche massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds, den so genannten „Artikel 8 und 9 Fonds“, aufgedeckt. Von den über 14.000 analysierten ESG-Fonds, die in europäischen Ländern gehandelt werden, investierte weit mehr als ein Drittel (4.792 Fonds) über 123 Milliarden Euro in Unternehmen, die fossile Expansionsprojekte vorantreiben oder aber keinen glaubhaften und Paris-konformen Ausstiegsplan aus Kohle vorgelegt haben.
Nachhaltige Finanzmarktpolitik im Gegenwind
In den letzten ca. 10 Jahren sind viele Initiativen entstanden, um Finanzmärkte stärker mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Seit einiger Zeit zeigt sich nun eine starke Gegenbewegung. Doch Finanzmärkte spielen eine entscheidende Rolle für den Umbau der Realwirtschaft. Gleichzeitig erhöht die Klimakatastrophe die Risiken für Finanzmarktstabilität. Eine tiefgreifende Transformation des Finanzsektors ist also dringender denn je. Regulierungen mit dem Ziel, Kapital in nachhaltige ökonomische Investitionen zu lenken, sollten daher progressiv weiterentwickelt, statt abgeschwächt oder gar abgeschafft zu werden.
Vermögensverwalter am Steuer
Überlassen wir Blackrock & Co. die Rettung des Planeten?
Ohne uns dessen bewusst zu sein, erleben wir derzeit das vielleicht größte und wichtigste politische Experiment der Menschheitsgeschichte: Wir verlassen uns bei der Bewältigung der Klimakrise in erster Linie auf den Privatsektor. Doch dieses Experiment erweist sich zunehmend als Fehler, der uns die Zukunft unseres Planeten kosten könnte.
Investitionen in die grüne Zukunft Europas
Bedarf an grünen Investitionen, Ausblick und Hindernisse bei der Schließung der Finanzierungslücke
Der grüne Wandel der EU-Wirtschaft wird bis 2030 und darüber hinaus erhebliche Investitionen erfordern. Die Schätzungen des Bedarfs an grünen Investitionen variieren je nach Institution und sind mit großer Unsicherheit behaftet, aber sie alle deuten auf die Notwendigkeit schnellerer und ehrgeizigerer Maßnahmen hin. Grüne Investitionen müssen in erster Linie vom Privatsektor finanziert werden. Während von den Banken erwartet wird, dass sie einen entscheidenden Beitrag zur Finanzierung des grünen Wandels leisten, müssen die Kapitalmärkte weiter vertieft werden, insbesondere um die Innovationsfinanzierung zu unterstützen. Fortschritte bei der Kapitalmarktunion würden den grünen Wandel unterstützen. Öffentliche Mittel werden unerlässlich sein, um private grüne Investitionen zu ergänzen und Risiken zu minimieren. Strukturreformen und verbesserte Geschäftsbedingungen sollten so gestaltet werden, dass sie Unternehmen, Haushalte und Investoren dazu ermutigen, ihre grünen Investitionsaktivitäten zu verstärken.
Wirkung von „Impact Investing“ auf die ärmsten Länder bleibt bescheiden
Impact Investing stösst insbesondere auch in der Schweiz, einem Land, das für sein Finanzsystem und sein Bekenntnis zu einem nachhaltigen Finanzplatz bekannt ist, auf immer breitere Akzeptanz. Doch gerade weil Impact Investing oft als Allheilmittel zur Bewältigung von Entwicklungsherausforderungen dargestellt wird, beleuchtet die Studie von Alliance Sud seine Wirksamkeit, seine Grenzen und das Ausmass, in dem es tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann, kritisch.
Initiative für einen nachhaltigen Finanzplatz Schweiz
Der Schweizer Finanzplatz ist ein globales Schwergewicht. Die Milliarden, die hier verwaltet oder als Kredite vergeben werden, richten woanders grossen Schaden an und fliessen beispielsweise in die Abholzung von Regenwald oder den Kohleabbau. Die Finanzplatz-Initiative will sicherstellen, dass dieses Geld künftig nicht mehr in Klimaerhitzung und Umweltzerstörung fliesst.
Verhindern die neuen Regeln jetzt das Greenwashing bei Fonds?
Neue ESMA-Leitlinien
Ziel der neuen ESMA-Regeln ist es, irreführende Nachhaltigkeitsangaben in den Namen von Fonds zu verhindern und damit das Risiko von „Greenwashing“ zu vermeiden. Für die Verbraucher*innen, die ihr Geld nachhaltig in Wertpapieren anlegen möchten, sind das gute Nachrichten. Momentan fällt es vielen gar nicht oder erst später auf, dass ihr Geld bei vermeintlich nachhaltigen Fonds nicht nur in tatsächlich nachhaltige Unternehmen investiert, sondern unter Umständen auch in Aktien von Ölkonzernen angelegt wurde.