Bretton Woods Observer Sommer 2025
In der Sommerausgabe 2025 des Bretton Woods Observer stehen die Herausforderungen und Chancen im globalen Finanzsystem im Mittelpunkt, während die Bretton Woods-Institutionen ihr 80-jähriges Bestehen feiern. Diese Ausgabe beleuchtet die dringenden Themen, die die internationale Zusammenarbeit prägen, darunter Klimafinanzen, Schuldenkrisen und die Notwendigkeit von Reformen in den Governance-Strukturen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. Expertenanalysen und Fallstudien bieten Einblicke in die Strategien, die erforderlich sind, um den aktuellen globalen Herausforderungen zu begegnen und eine gerechtere, nachhaltigere Zukunft zu gestalten.
Von Dollar, Schulden und Macht: das internationale Finanzsystem verstehen
Wie hängen die vielfachen Krisen weltweit mit dem internationalen Finanzsystem zusammen? Warum fließt das Geld nicht dorthin, wo es am dringendsten gebraucht wird? Wer profitiert von der Ungleichheit im globalen Finanzsystem? Und was haben private Finanzinvestoren damit zu tun? In einer Veranstaltungsreihe hat WEED e.V. von Februar bis Juni diese und weitere systemische Fragen in den Blick genommen. In interaktiven und hybriden Veranstaltungen haben sie gemeinsam mit Expert*innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einige der Grundstrukturen des internationalen Finanzsystems erklärt und kritisch bestehende Machtverhältnisse hinterfragt. Von den meisten Veranstaltungen gibt es Aufzeichnungen auf einem Youtube-Kanal, die hier verlinkt sind.
Finanzielle Stabilität in Gefahr
Ein dringender Aufruf an Zentralbanken und Regulierungsbehörden, sich mit Ökosystem-Kipppunkten zu befassen
Finanzinstitute mit Sitz in der EU gehören zu den wichtigsten Förderern von Unternehmen, die an der weltweiten Zerstörung von Ökosystemen beteiligt sind, so der WWF und das Institute for Innovation and Public Purpose (UCL IIPP) des University College London in einem neuen Briefing-Papier. Dies führt zu Risiken für die Finanzstabilität, die Zentralbanken und Regulierungsbehörden dringend angehen sollten.
Kapitalistische Hybris
Wenn ein System seine Umwelt zerstört, vernichtet es sich selbst. Die Menschheit ist dabei, das zu tun.
Neues BRICS-Dokument zur Reform der internationalen Finanzsysteme veröffentlicht
Im Oktober 2024 präsentierte das russische Finanzministerium gemeinsam mit der Beratungsfirma Yakov & Partners ein umfassendes Dokument zur Reform der internationalen Währungs- und Finanzsysteme (IMFS). Vorgestellt im Rahmen eines hochrangigen BRICS-Seminars, an dem Finanzminister und führende Ökonomen teilnahmen, skizziert das Papier eine russische Vision für ein gerechteres und widerstandsfähigeres globales Finanzsystem. Kernpunkte der Analyse sind Reformen in den Bereichen Zahlungsverkehr, Investitionen, Währungsreserven und globale Finanzsicherheitsnetzwerke. Ziel ist es, die Abhängigkeit von einseitig dominierten Währungen zu reduzieren und alternative, nachhaltige Finanzinfrastrukturen zu schaffen. Die Autoren schlagen schnellere, kostengünstigere und transparentere Zahlungssysteme vor und setzen auf eine stärkere Nutzung nationaler Währungen.
Förderung eines globalen öffentlichen Finanzökosystems für Entwicklung und Klimaschutz
Die Think Tanks (T20), eine der Engagement-Gruppen der G20, haben kürzlich die von ihnen Anfang des Jahres im Rahmen der brasilianischen G20-Präsidentschaft in Auftrag gegebenen Policy Briefs veröffentlicht. Eurodad hat zu einem Policy Brief beigetragen, der sich für ein globales Ökosystem öffentlicher nationaler und multilateraler Entwicklungsbanken einsetzt, das als Säule für eine demokratische, rechenschaftspflichtige und transparente Finanzierung von Entwicklungs- und Klimaschutzmaßnahmen dienen kann. Dieses Ökosystem sollte auf einer öffentlich-öffentlichen Zusammenarbeit basieren und nicht auf der riskanten übermäßigen Abhängigkeit von privaten Finanzmitteln, die heute einen Großteil der Praktiken dominiert.
Menschenrechte im Finanzsektor
Basiswissen zu Begriffen, Unterscheidungen und Prozessen
Verbindungen zwischen Menschenrechtsverstößen und der Finanzbranche sind vielfach belegt. In der Debatte um das EU-Lieferkettengesetz wurde daher die Forderung nach verbindlichen menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten für diesen Sektor viel diskutiert. Dieses Factsheet will helfen, Debatten um Menschenrechte im Finanzsektor zu verstehen und mitzureden, indem grundlegende Begriffe und Unterscheidungen erklärt werden.
Winner Takes All – zweimal
Wie Anleihegläubiger triumphieren, vor und nach der Umschuldung
Wie konnten Anleihegläubiger aus zwei separaten Umschuldungsverhandlungen mit einer Vielzahl von Gläubigern und komplexen Finanzbildern mit hohen Renditeerwartungen für ihre neuen Forderungen hervorgehen? Bei der Untersuchung der Umschuldungserfahrungen von Surinam und Sambia mit externen Anleihegläubigern wird ein Muster deutlich, bei dem die Anleihegläubiger bereits im Vorfeld des voraussichtlichen Zahlungsausfalls eines Entwicklungslandes hohe Zinsen verlangen und dennoch keine wesentlichen Verluste aus der Umschuldung tragen.
Bankenaufsicht und Nachhaltigkeitsrisiken: Jetzt die Weichen stellen
Nicht nur die verheerenden Überschwemmungen und Waldbrände in diesem Sommer zeigen immer deutlicher: Die Klimakrise ist da. Und sie gefährdet nicht nur Ernten, Wohnhäuser und Firmen, sondern untergräbt auch die Stabilität des Finanzsystems. Eine Bank, die in einem stark betroffenen Gebiet viele Kund*innen hat, kann plötzlich auf ihren Forderungen sitzen bleiben und in Schieflage geraten. Und die aktuell sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise sind erst der Anfang.
Dirty Profits 10: Transformation oder Resignation?
In den vergangenen zehn Jahren haben 145 Autorinnen und Autoren aus 28 Ländern in der Dirty Profits-Publikationsreihe über 102 Unternehmen berichtet, die mehr Treibhausgase ausstoßen als ganze Länder, die für die Ausbeutung von Rohstoffen Menschen vertreiben und Lebensräume vergiften oder die statt des versprochenen Wohlstands Krankheit, Gewalt und Zerstörung brachten. Die Verantwortung für zurückliegende und andauernde Missstände allein bei diesen Unternehmen zu suchen, übersieht jedoch die Rolle von Finanzinstitutionen. Denn es sind auch Banken, die korrupte Bergbaukonzerne immer wieder finanzieren, Vermögensverwalter, die Fonds mit fossilen Energiekonzernen der schnellen Rendite wegen vertreiben oder Lebensversicherungen, deren Anlagestrategien Investitionen in Rüstungsunternehmen gestatten, die im verheerenden Jemen-Konflikt auf Kosten der Zivilgesellschaft Profite machen. Die zehnte Jubiläumsausgabe nimmt die Entwicklung der Finanzbeziehungen von 40 Finanzinstitutionen zwischen 2013 und 2023 unter die Lupe und erörtert, in wie weit diese ihr Finanzierungs- und Investitionsverhalten verändert und ob die Unternehmen kritisierte Missstände in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung behoben haben.