Historische Schuldenerlasse als Inspirationsquelle für die Entschuldung der Ukraine
Erlassjahr.de
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht erstmals Statistiken zur wirtschaftlichen Aktivität multinational ausgerichteter deutscher Unternehmensgruppen. 387 Unternehmensgruppen hatten im Jahr 2018 knapp 50 000 Tochterunternehmen und erzielten ein Jahresergebnis vor Steuern in Höhe von knapp 360 Milliarden Euro. Die Daten verraten auch viel über die Aktivitäten der Unternehmen in Schattenfinanzzentren und Steueroasen – auch Dank länderbezogener Offenlegungspflichten, für die sich zivilgesellschaftliche Organisation lange eingesetzt hatten.
WIESBADEN – Multinational tätige deutsche Unternehmensgruppen haben im Jahr 2018 weltweit insgesamt 360 Milliarden Euro vor Steuern erwirtschaftet. Dies geht aus der Auswertung der länderbezogenen Berichte (Country-by-Country-Reports) der Unternehmensgruppen hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) erstmals veröffentlicht.
Für das Jahr 2018 wurden die Berichte von 387 meldepflichtigen deutschen Unternehmensgruppen ausgewertet. Diese Unternehmensgruppen hatten 15 714 Tochterunternehmen in Deutschland und weitere 33 742 Tochterunternehmen weltweit. Davon waren 18 710 Tochterunternehmen innerhalb Europas (ohne Deutschland) ansässig. Nach Staaten waren die meisten Tochterunternehmen außerhalb Deutschlands in den Vereinigten Staaten (4 282), im Vereinigten Königreich (2 567), Frankreich (1 650), China (1 646) und den Niederlanden (1 556) vertreten. Im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine rückte zuletzt auch die wirtschaftliche Tätigkeit deutscher Unternehmen in der Russischen Föderation in den Fokus: Die erfassten Unternehmensgruppen hatten 531 Tochterunternehmen in Russland. Zum Vergleich: In der Ukraine waren die Unternehmensgruppen mit 160 Tochterunternehmen aktiv.
Der überwiegende Anteil der Tochterunternehmen war im Verarbeitenden Gewerbe (43,7 %) tätig. Die Schwerpunkte der übrigen Tochterunternehmen verteilten sich auf die Wirtschaftszweige „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (13,5 %)“, „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (10,4 %), „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (10,0 %) und auf übrige Wirtschaftszweige (22,5 %).
Unternehmensgruppen erzielten weltweit Umsatzerlöse in Höhe von 4,6 Billionen Euro
Weltweit beschäftigten die erfassten multinationalen deutschen Unternehmensgruppen 9,5 Millionen Personen, davon 4,2 Millionen in Deutschland. Dabei wiesen die Unternehmensgruppen weltweit Umsatzerlöse von 4,6 Billionen Euro aus, davon 2,14 Billionen Euro in Deutschland. Die weltweiten Jahresergebnisse vor Steuern beliefen sich auf 359,2 Milliarden Euro, davon wurden 163,3 Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet. Hohe Jahresergebnisse vor Steuern erzielten die multinationalen deutschen Unternehmensgruppen auch in den Vereinigten Staaten (34,7 Milliarden Euro), den Niederlanden (24,5 Milliarden Euro) und China (22,1 Milliarden Euro). Im Vergleich beliefen sich die Jahresergebnisse vor Steuern in der Russischen Föderation auf 2,3 Milliarden Euro und in der Ukraine auf 87 Millionen Euro.
Deutsche Unternehmensgruppen zahlten 5,0 Milliarden Euro Ertragsteuer in China
Die im Jahr 2018 weltweit gezahlten Ertragsteuern der multinationalen deutschen Unternehmensgruppen summierten sich auf 48,4 Milliarden Euro, davon wurden 21,1 Milliarden Euro an Ertragsteuern in Deutschland abgeführt, gefolgt von der Volksrepublik China (5,0 Milliarden Euro), Frankreich (1,4 Milliarden Euro) und Italien (1,2 Milliarden Euro).
Höchstes Jahresergebnis pro beschäftigter Person in Luxemburg
Wird das Jahresergebnis vor Steuern ins Verhältnis zu den Beschäftigten der deutschen Tochterunternehmen gesetzt und werden nur diejenigen Staaten betrachtet, in denen das Jahresergebnis vor Steuern mindestens eine Milliarde Euro betrug, so zählten Luxemburg (540 000 Euro je beschäftigter Person), Irland (328 000 Euro) und die Niederlande (238 000 Euro) zu den Staaten mit dem höchsten Jahresergebnis vor Steuern je beschäftigter Person.
Höchstes Eigenkapital pro beschäftigter Person in Bermuda
Betrachtet man die Relation zwischen dem Eigenkapital und den Beschäftigten deutscher Tochterunternehmen, so sind die zehn Staaten beziehungsweise Überseegebiete/Kronbesitzungen mit dem höchsten Eigenkapital je beschäftigter Person Bermuda (37,3 Millionen Euro je beschäftigter Person), die Britischen Jungferninseln (22,6 Millionen Euro), Malta (13,3 Millionen Euro), Luxemburg (10,7 Millionen Euro), Jersey (10,6 Millionen Euro), Island (6,1 Millionen Euro), die Kaimaninseln (5,4 Millionen Euro), Zypern (5,2 Millionen Euro), Curaçao (4,5 Millionen Euro) und Guernsey (4,1 Millionen Euro). Werden nur die Staaten und Gebiete einbezogen, in denen insgesamt mindestens zweistellige Milliardensummen an Eigenkapital vorlagen, belegen Malta (13,3 Millionen Euro je beschäftigter Person), Luxemburg (10,7 Millionen Euro), die Niederlande (2,3 Millionen Euro) und Irland (2,2 Millionen Euro) die vordersten Plätze.
Methodische Hinweise:
Multinational tätige Unternehmen erstellen länderbezogene Berichte (Country-by-Country-Reports) für die Finanzbehörden, die diese nutzen, um grenzüberschreitende Konzernstrukturen zu prüfen. Die Erstellung länderbezogener Berichte geht auf die Ende 2015 von der OECD veröffentlichten Ergebnisse des Projekts „Base Erosion and Profit Shifting“ (BEPS) zurück, welches ein Maßnahmenpaket gegen Gewinnkürzungen und -verlagerungen vorschlägt. Für die Statistik zu den länderbezogenen Berichten multinationaler Unternehmensgruppen werden die Angaben nach § 138a Abs. 2 Abgabenordnung erfasst. Die Aufbereitung dieser Angaben wird zentral vom Statistischen Bundesamt durchgeführt.
Meldepflichtig sind multinationale Unternehmen, die bestimmte Voraussetzungen nach § 138a Abs. 1 Abgabenordnung erfüllen. Dazu zählen unter anderem konsolidierte Umsatzerlöse von mindestens 750 Millionen Euro. Für Deutschland sind nur die Unternehmensgruppen in den Statistiken enthalten, die ihren Sitz oder ihre Geschäftsleitung in Deutschland haben. Zukünftig wird sich die Zeitspanne zwischen Berichtsjahr und Publikation der Statistik deutlich verkürzen. Angestrebt wird hier der Zeitpunkt 18 Monate nach Ende des Berichtszeitraumes.
Die im Country-by-Country-Reporting enthaltenen Kennzahlen der Unternehmensgruppen beinhalten Angaben zu Umsatzerlösen, gezahlten Ertragsteuern, Gewinn, materiellen Vermögenswerten und Eigenkapital sowie zu allen Konzerneinheiten mit deren Hauptgeschäftstätigkeit.
Erlassjahr.de
European Think Tanks Group - ETTG