Systemische Fragen

Die Finanz- und Wirtschaftssysteme sind global eng miteinander verwoben. Wenn die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik ändert, hat das direkte Auswirkungen auf Investitionsflüsse weltweit und auf die Fähigkeit von Ländern im Globalen Süden, sich zu finanzieren. Zugleich gibt es seit Jahrzehnten Diskussionen darum, ob bzw. wie die institutionelle Architektur der regionalen und globalen Organisationen in diesem Bereich – allen voran der Internationale Währungsfonds und die Weltbank – reformiert werden kann.

Weiterhin geht es um die Frage, wie globale Mono- bzw. Oligopole verhindert oder aufgebrochen werden können, wie man Rohstoffmärkte so ausgestaltet, dass sie Krisen nicht befeuern, welche Rolle Kreditratingagenturen spielen oder welche Rolle Migration im internationalen Wirtschaftsgeschehen hat.

Systemische Fragen | 24.03.2021

Sonderziehungsrechte gegen COVID-19

Schöpfung neuer Geldmittel als Medizin für die Weltgemeinschaft?

Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie 2020 hat die finanzpolitischen Möglichkeiten aller Länder stark belastet. Industrieländer, deren Verschuldungslevel schon seit der Finanzkrise von 2008 gravierend geworden war, sowie Entwicklungsländer, davon einige schon überschuldet, mussten auf die Krise mit unerwarteten Ausgaben reagieren, während gleichzeitig die Einnahmen wegbra chen. In dieser Situation wurden Vorschläge diskutiert, die ansonsten nicht zum Repertoire orthodoxer ÖkonomInnen zählen: zusätzliche Geldschöpfung auf allen Ebenen.

Systemische Fragen | 24.03.2021

G7 und G20 vor der Renaissance?

Die Clubs der Reichen und der Großen zwischen Anspruch und Realität

Kaum 13 Monate nachdem Barack Obama 2008 zum US-Präsidenten gewählt worden war, bekam er den Friedensnobelpreis verliehen. Wofür genau, blieb unklar – es reichte eigentlich schon, den Kriegspräsidenten George Bush abzulösen. Besonders friedlich wurde Obamas achtjährige Amtszeit allerdings nicht. Bereits im ersten Jahr seiner Amtszeit hatte Obama mehr Drohnen-Angriffe auf seinem Konto als sein Vorgänger während seiner gesamten Präsidentschaft. Vergleichbar sind die Vorschusslorbeeren 2021 für den neuen Präsidenten Joe Biden. Weltweit und vor allem in Europa werden Wünsche und Sehnsüchte auf die neue Regierung projiziert. Auch die politischen Führungen Italiens und Großbritanniens zeigen das in ihren Präsidentschaften der G20 bzw. G7, jener informeller Clubs zur politischen Koordinierung von Regierungen wichtiger Staaten.

Systemische Fragen | 17.12.2020

Vom Wachstumsoptimismus zum verlorenen Entwicklungsjahrzehnt

Die gefährliche Rolle des IWF in der Krise des Globalen Südens

In der Fachinformation 66: “Vom Wachstumsoptimismus zum verlorenen Entwicklungsjahrzehnt – Die gefährliche Rolle des IWF in der Krise des Globalen Südens” untersucht Kristina Rehbein die Rolle zu optimistischer Wachstumprognosen des IWF bei der Analyse von Schuldentragfähigkeit. Zentral in jeder Schuldentragfähigkeitsanalyse sind kurz- und mittelfristige Vorhersagen zur Entwicklung der Schuldensituation im Verhältnis zum Vermögen des Schuldners, Einnahmen zu generieren, dargestellt in Indikatoren wie der Verschuldung zum Bruttoinlandsprodukt oder zu den Exporteinnahmen. Fehlerhafte Vorhersagen können dabei zu falschen Annahmen über das zukünftige Schuldenniveau führen – und dadurch zu fehlgeleiteten politischen Entscheidungen im Hier und Jetzt. Anhand mehrerer historischer Beispiele zeigt die Autorin auf, was das für hochverschuldete Länder bedeutet, und sie gibt Empfehlungen, wie mit realistischeren Prognosen sichergestellt werden kann, dass Länder eine reelle Chance auf Erholung erhalten.

Systemische Fragen | 17.12.2020

Die Finanzialisierung von Big Tech

Die Entwicklung digitaler Monopole

In diesem Bericht werden die Finanzzahlen untersucht, die hinter den Geschäften von sieben führenden Big-Tech-Unternehmen stehen, von denen fünf ihren Sitz in den USA haben, nämlich Alphabet (Google), Apple, Amazon, Facebook und Microsoft, und zwei in China, nämlich Alibaba und Tencent. SOMO hat diese Unternehmen aufgrund ihrer beispiellosen Größe auf den Finanzmärkten ausgewählt. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts lag die Marktkapitalisierung jedes der sieben Unternehmen bei über 500 Milliarden US-Dollar, in einigen Fällen bei über 1 Billion US-Dollar (= 1.000 Milliarden US-Dollar) oder sogar bei fast 2 Billionen US-Dollar. Diese Summen sind nicht nur unerreicht im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Sektoren wie Öl und Gas oder Pharmazeutika, sondern tragen auch dazu bei, die sieben Unternehmen – den „infrastrukturellen Kern“ von Big Tech – von kleineren Tech-Unternehmen zu unterscheiden, die sich in der Regel auf ihre Infrastrukturen stützen.

Systemische Fragen | 10.12.2020

Die COVID-19-Krise, globale finanzielle Instabilität und Transformationen im Finanzsystem

Bericht im Projekt „Transformative Responses to the Crisis“ von Finanzwende und Heinrich-Böll-Stiftung

Der Bericht erörtert die allgemeinen Instabilitäten des derzeitigen globalen Finanzsystems im Allgemeinen und die Leistung des Systems in Reaktion auf die COVID-19-Pandemie im Besonderen. Er erklärt, warum die durch den Ausbruch von COVID-19 ausgelöste Finanzkrise kein unvorhersehbarer „Schwarzer-Schwan-Ereignis“ in einem ansonsten stabilen System war, und zeigt, dass Instabilität im Finanzsystem eher die Regel als die Ausnahme ist. Der Bericht stellt fest, dass das Finanzsystem bereits im Krisenmodus war, als die Pandemie ausbrach.

Systemische Fragen | 23.09.2020

Nachhaltiger Aufschwung mit „TLTROs“

Ein neuer Bericht von Positive Money Europe und dem Sustainable Finance Lab erklärt, wie die Europäische Zentralbank Anreize für private Banken schaffen kann, mehr Geld für grüne Investitionen zu verleihen. Durch eine Anpassung ihres Programms für gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Longer-Term Refinancing Operations, TLTROs) könnte die EZB grüne Kredite für kleine Unternehmen und Haushalte wesentlich erschwinglicher machen.

Systemische Fragen | 21.09.2020

Wichtiger Schritt für die menschenrechtliche und ökologische Ausrichtung der Weltwirtschaft

Stellungnahme der Treaty Alliance Deutschland zum zweiten überarbeiteten Entwurf für ein verbindliches UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten (»Second Revised Draft«)

Im Juni 2014 erteilte der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UN) mit der Resolution 26/9 einer zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe das Mandat, ein völkerrechtliches Abkommen zur menschenrechtlichen Regulierung von globalen Wirtschaftsaktivitäten zu erarbeiten. Ziel des Prozesses ist es, die im Zuge der Globalisierung entstandenen Rechtslücken beim Schutz von Menschenrechten in der Wirtschaft zu schließen. Bislang fanden in Genf fünf Verhandlungsrunden statt, bei denen Regierungen, Rechtsexpert*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Wirtschaft über die rechtliche Ausgestaltung des Abkommens debattierten.

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Systemische Fragen | 15.02.2020

Die Finanzierung nachhaltiger Entwicklung in Zeiten von COVID-19 und danach

GPF-Briefing zur aktuellen Debatte in den Vereinten Nationen

Die globale COVID-19-Pandemie stellt die Finanzierung nachhaltiger Entwicklung vor große Herausforderungen. Reiche Länder steuern mit gewaltigen über Verschuldung finanzierten Konjunkturpaketen gegen, ihre Zentralbanken helfen mit billigem Geld nach. Damit federn sie die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Krise zumindest ab. Den Ländern des globalen Südens fehlen solche Politikoptionen. Die UN hat bereits zu Beginn der Krise berechnet, dass diese Länder zusätzliche externe Finanzmittel in Höhe von 2,5 Billionen US-Dollar brauchen, wenn eine Entwicklungskrise verhindert werden soll, die jegliche Hoffnung auf die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zunichtemachen würde. Mit konventionellen Methoden ist diese Summe nicht aufzubringen.

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Systemische Fragen | 27.01.2020

Die Weltwirtschaft in Gefahr einer neuen Finanzkrise

Angesichts der enormen Risiken globaler finanzieller Instabilität und der negativen Auswirkungen einer finanzialisierten Wirtschaft, die bereits in vielen Regionen der Welt zu spüren sind, haben Brot für die Welt, das Zentrum für die Erforschung multinationaler Unternehmen (SOMO) und Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED) vom 20. bis 23. März 2019 Fachleute und Aktivisten aus dem Bereich der Finanzpolitik zu einem Treffen eingeladen. Die Dokumentation der Veranstaltung erschien im Januar 2020.

Systemische Fragen | 15.01.2020

Eckpunkte eines menschenrechtsbasierten globalen Green New Deal

GPF-Briefing mit Antworten auf Finanzkrisen und Austeritätspolitik

Massenproteste erschüttern weltweit eine wachsende Zahl von Ländern. In Ecuador, Chile und Argentinien, in Ägypten und im Libanon gehen Millionen von Menschen auf die Straßen. Die Gründe sind vielschichtig. Auslöser war aber in vielen Fällen die Ankündigung neuer Sparpakete durch die Regierungen im Rahmen einer forcierten Austeritätspolitik. Sie reagierten damit auf die eskalierende Auslandsverschuldung und die verschlechterten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

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