Systemische Fragen

Die Finanz- und Wirtschaftssysteme sind global eng miteinander verwoben. Wenn die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik ändert, hat das direkte Auswirkungen auf Investitionsflüsse weltweit und auf die Fähigkeit von Ländern im Globalen Süden, sich zu finanzieren. Zugleich gibt es seit Jahrzehnten Diskussionen darum, ob bzw. wie die institutionelle Architektur der regionalen und globalen Organisationen in diesem Bereich – allen voran der Internationale Währungsfonds und die Weltbank – reformiert werden kann.

Weiterhin geht es um die Frage, wie globale Mono- bzw. Oligopole verhindert oder aufgebrochen werden können, wie man Rohstoffmärkte so ausgestaltet, dass sie Krisen nicht befeuern, welche Rolle Kreditratingagenturen spielen oder welche Rolle Migration im internationalen Wirtschaftsgeschehen hat.

Systemische Fragen | 23.10.2025

Unternehmensmacht und Menschenrechte in Lebensmittelsystemen

Bericht des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung

Die Unternehmensmacht in Lebensmittelsystemen ist stark konzentriert, sodass eine relativ kleine Gruppe von Menschen die Lebensmittelsysteme so gestalten kann, dass sie dem obersten Ziel der Gewinnmaximierung statt dem Gemeinwohl dienen. In dem vorliegenden Bericht untersucht der Sonderberichterstatter, wie eine relativ kleine Anzahl von Unternehmen so viel Macht über unsere Ernährungssysteme erlangt hat, und skizziert, was zu tun ist, um die Macht der Unternehmen einzuschränken, faire und stabile Lebensmittelmärkte zu gewährleisten und Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in Ernährungssystemen zur Rechenschaft zu ziehen.

Systemische Fragen | 22.10.2025

IWF und Weltbank erklären Unsicherheit zur „neuen Normalität“

Die Loyalität der Bretton-Woods-Institutionen gegenüber Washington und privaten Kapitalinteressen dominierten die Jahrestagungen von IWF und Weltbank. Sparmaßnahmen und die Mobilisierung von privatem Kapital werden weiterhin als die zentralen Mittel gegen sich verschärfende Krisen und untragbare Schuldenstände gesehen. Die Versprechen einer Reform der internationalen Finanzarchitektur klangen hohl und vertieften die Legitimitätskrise der BWI, während der Multilateralismus weiterhin mit Gegenwind zu kämpfen hat.

Systemische Fragen | 20.10.2025

Gehen die Vereinten Nationen pleite?

UN-Generalsekretär António Guterres hat eine ungewöhnlich deutliche Warnung ausgesprochen: Die Vereinten Nationen könnten im Jahr 2026 bankrottgehen. Diese Ankündigung erfolgte nicht in der Generaldebatte der UN-Generalversammlung oder während der hochrangigen ‘High-level Week’, sondern in einer Sitzung des Fünften Ausschusses, also jenes Gremiums der Generalversammlung, das für Haushalts- und Verwaltungsfragen zuständig ist. Die Sitzung fand am Freitagnachmittag (17. Oktober 2025) deutscher Zeit statt, also nachdem der Großteil der Welt schon ins Wochenende gegangen war. Damit blieb die Nachricht zunächst weitgehend auf diplomatische Kreise beschränkt – obwohl die Tragweite weit über den Saal hinausreicht.

Systemische Fragen | 17.10.2025

IWF und Weltbank setzen verstärkt auf privates Finanzierungsmodell, während die Schuldenkrise historische Ausmaße erreicht

Angesichts geopolitischer Spannungen und Unsicherheiten sowie der sich verschärfenden Schuldenkrise in vielen Ländern des Globalen Südens zeigen die Ergebnisse der Jahrestagungen der Weltbank und des IWF, dass sich die Institutionen in die falsche Richtung bewegen – sie bevorzugen die Haushaltskonsolidierung und die Interessen des Privatsektors gegenüber zeitnahen und fairen Lösungen.

Systemische Fragen | 17.10.2025

Ein „SDR-Playbook“ für den IWF

Die vierte Internationale Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD) in Sevilla führte zur Verabschiedung des „Compromiso de Sevilla“, einem konsensbasierten Abschlussdokument, das die Notwendigkeit eines neuen globalen Rahmens für die Entwicklungsfinanzierung bekräftigt. Unter anderem ermutigt der Compromiso den Internationalen Währungsfonds (IWF), eine Stärkung seiner Rolle im „ex-ante globalen Finanzsicherheitsnetz, insbesondere für Entwicklungsländer“ zu prüfen. Das Dokument fordert den IWF auf, ein Sonderziehungsrechte-Handbuch (SDR-Playbook) zu erstellen, „das operative Leitlinien enthält und die Rolle der Sonderziehungsrechte in Krisen und Schockphasen stärkt“. Für ein solches Handbook haben Latindadd und das Center for Economic and Policy Research nun Vorschläge veröffentlicht.

Systemische Fragen | 16.10.2025

Dreist, Dreister, Bankenlobby

Innenansicht einer Milliardenjagd

Deutsche Bank und Co. lobbyierten die Ampel-Regierung hartnäckig dafür, ihnen mehr als 2 Milliarden Euro zu schenken. Das zeigen interne Dokumente des Finanzministeriums, die Bürgerbewegung Finanzwende ausgewertet hat. Die Analyse macht deutlich, wie intensiv die Banken lobbyierten und wie sie teils auf sehr offene Ohren stießen. Die Dokumente zeigen aber auch, dass öffentlicher Druck wirkt. Die Proteste trieben den politischen Preis für Bankengeschenke zu hoch. Doch es ist noch nicht vorbei.

Systemische Fragen | 9.10.2025

IWF und Weltbank im Gegenwind

Vor den Jahrestagungen der Bretton Woods-Organisationen

Die Auswirkungen der ausbleibenden Reformen bei IWF und Weltbank werden immer gravierender, da die Bedrohungen für den Multilateralismus, den demokratischen Staat und die geopolitischen Spannungen zunehmen. Trotz wichtiger Überprüfungen der Politik und der Prozesse sowie organisatorischer Umstrukturierungen bleiben die Hoffnungen auf Reformen gering. Die Verwerfungen in der Handelspolitik stellen die Rolle und Relevanz der Bank und des Fonds infrage, da die Orthodoxie der Sparpolitik und der Mobilisierung von Privatkapital weiterhin Bestand hat.

Systemische Fragen | 9.10.2025

Die Rolle von IWF und Weltbank bei der Aushöhlung des Gesellschaftsvertrags

Bretton Woods Observer Herbst 2025

US-Zölle, Feindseligkeit gegenüber dem Multilateralismus und das Streben nach weitreichenden Befugnissen des US-Präsidenten entfachen erneut Debatten über den Aufstieg von Populismus und Autoritarismus. Der IWF und die Weltbank äußern seit Jahrzehnten ihre Besorgnis über Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Rückschritte in der Demokratie. Dennoch bleiben die Politiken des IWF und der Weltbank unverändert und tragen weiterhin zu den Dynamiken bei, die den demokratischen Staat bedrohen.

Systemische Fragen | 9.10.2025

Policy Brief zum EU-Wettbewerbsrecht: Mehr Tempo, mehr Durchschlagskraft!

Die Monopolkommission legt am 9. Oktober ihren 14. Policy Brief vor. In diesem befasst sie sich mit der Reform der EU-Kartellverfahrensverordnung und der Fusionskontroll-Leitlinien. Die Monopolkommission empfiehlt Anpassungen im EU-Wettbewerbsrecht sowohl bei Kartell- und Missbrauchsverfahren als auch in der Fusionskontrolle: Die Verfahren der Europäischen Kommission wegen Wettbewerbsverstößen sollten kürzer und Abhilfemaßnahmen effektiver werden. Zudem sollte eine strengere nationale Missbrauchsaufsicht weiterhin möglich sein. Die Europäische Kommission sollte vermehrt dynamische Schadenstheorien anwenden und ihre Fusionskontroll-Leitlinien um einen Analyserahmen für digitale Ökosysteme ergänzen.

Systemische Fragen | 7.10.2025

Brace for impact

Soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheit in der Überwachung durch den IWF

Ein neues Briefing nutzt Daten des IWF, um den sich wandelnden Ansatz des Fonds in Bezug auf die Geschlechtergleichstellung zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die zentrale politische Ausrichtung des IWF mit der zuvor als „Strukturanpassung” bezeichneten identisch ist. Zwar gibt es zunehmend Diskussionen über soziale und geschlechtsspezifische Auswirkungen, doch sind die aktuellen politischen Maßnahmen unzureichend und werden durch politische Inkohärenz behindert.

« Ältere TexteNeuere Texte »