Ernährungssysteme als Anlageobjekt
Die Finanzialisierung von Ernährung und Landwirtschaft und ihre Folgen
Im Lauf der letzten Jahrzehnte haben Finanzmarktakteure und Märkte insgesamt ihren Einfluss auf alle ökonomischen und gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt. Dazu gehören auch Ernährung und Landwirtschaft. Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF, zusammen die Bretton-Woods-Institutionen, BWI) haben für diesen Prozess ein förderliches Umfeld geschaffen, das auch unter dem Schlagwort „Finanzialisierung“ von Ernährung und Landwirtschaft diskutiert wird. Im Ergebnis hat die Finanzialisierung zu einem Wachstum industrieller Formen der Ernährungssysteme beigetragen und in der Folge zur Enteignung und Marginalisierung von Menschen und Gemeinschaften überall auf der Welt. Gleichzeitig befeuerte sie die Krise der Ökosysteme.
IWF-Sonderziehungsrechte
Mit historischer Finanzspritze aus der Coronakrise?
Am 23. August 2021 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die lang ersehnte Ausschüttung von Sonderziehungsrechten (SZR) im Wert von 650 Milliarden US-Dollar vollzogen. Besonders für Länder im globalen Süden sind die SZR eine willkommene Finanzspritze. Im Gegensatz zu der EU und den USA mit ihren billionenschweren Konjunkturprogrammen, konnten Entwicklungsländer bislang nur wenige finanzielle Ressourcen gegen die Auswirkungen der Krise mobilisieren, und sind nicht zuletzt deshalb bei der Impfung ihrer Bevölkerung und dem nachhaltigen Wiederaufbau ihrer Wirtschaft ins Hintertreffen geraten. Die Maßnahme des IWF hat daher das Potential, zu mehr Nord-Süd-Gerechtigkeit in der Krise beizutragen. Dies allerdings nur bedingt.
Neue Spielräume für nachhaltige Entwicklung?
Die Schöpfung von Sonderziehungsrechten als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie
Im Juni 2021 werden die VertreterInnen der Anteilseigner am Internationalen Währungsfonds (IWF) sich selbst erlauben, neue Sonderziehungsrechte (special drawing rights, SDR) in Höhe von umgerechnet circa 650 Milliarden US-Dollar zu schaffen. So sollen zusätzliche Währungsreserven für die IWF-Mitglieder entstehen, die in die Weltwährungen getauscht werden können und zur Bezahlung von Importen oder zur Rückzahlung von Krediten dienen; sie können auch „ungenutzt“ als Sicherheits- beziehungsweise Währungsreserven auf den Konten der Mitglieder verbleiben. Der Schritt soll neue Ressourcen zur Reaktion auf die Folgen der globalen COVID-19-Pandemie bereitstellen.
Sonderziehungsrechte gegen COVID-19
Schöpfung neuer Geldmittel als Medizin für die Weltgemeinschaft?
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie 2020 hat die finanzpolitischen Möglichkeiten aller Länder stark belastet. Industrieländer, deren Verschuldungslevel schon seit der Finanzkrise von 2008 gravierend geworden war, sowie Entwicklungsländer, davon einige schon überschuldet, mussten auf die Krise mit unerwarteten Ausgaben reagieren, während gleichzeitig die Einnahmen wegbra chen. In dieser Situation wurden Vorschläge diskutiert, die ansonsten nicht zum Repertoire orthodoxer ÖkonomInnen zählen: zusätzliche Geldschöpfung auf allen Ebenen.
Vom Wachstumsoptimismus zum verlorenen Entwicklungsjahrzehnt
Die gefährliche Rolle des IWF in der Krise des Globalen Südens
In der Fachinformation 66: “Vom Wachstumsoptimismus zum verlorenen Entwicklungsjahrzehnt – Die gefährliche Rolle des IWF in der Krise des Globalen Südens” untersucht Kristina Rehbein die Rolle zu optimistischer Wachstumprognosen des IWF bei der Analyse von Schuldentragfähigkeit. Zentral in jeder Schuldentragfähigkeitsanalyse sind kurz- und mittelfristige Vorhersagen zur Entwicklung der Schuldensituation im Verhältnis zum Vermögen des Schuldners, Einnahmen zu generieren, dargestellt in Indikatoren wie der Verschuldung zum Bruttoinlandsprodukt oder zu den Exporteinnahmen. Fehlerhafte Vorhersagen können dabei zu falschen Annahmen über das zukünftige Schuldenniveau führen – und dadurch zu fehlgeleiteten politischen Entscheidungen im Hier und Jetzt. Anhand mehrerer historischer Beispiele zeigt die Autorin auf, was das für hochverschuldete Länder bedeutet, und sie gibt Empfehlungen, wie mit realistischeren Prognosen sichergestellt werden kann, dass Länder eine reelle Chance auf Erholung erhalten.
Gesundheit vor Schuldendienst
Die globale Corona- und Schuldenkrise
Im April 2020 ist geschehen, was seit 15 Jahren trotz zivilgesellschaftlichen Drucks nicht möglich war: Die Mächtigen dieser Welt haben sich innerhalb weniger Wochen auf schuldenerleichternde Maßnahmen für eine ganze Gruppe von Ländern geeinigt. Das soll diese dabei unterstützen, die Folgen der COVID-19-Pandemie zu bekämpfen. Dazu zählt zum einen das Angebot der G20 an 73 ärmere Länder, ihren Schuldendienst an die G20-Mitglieder bis Ende 2020 aussetzen zu können, zum anderen ein Erlass des Schuldendienstes an den Internationalen Währungsfonds (IWF) für die 25 ärmsten Länder. Allerdings steckt der Teufel dabei im Detail.
Bericht der G20 Eminent Persons Group on Global Financial Governance
Die von den G20-Finanzminister:innen und Zentralbankgouverneuren eingerichtete Berater:innengruppe hat ihren Bericht zur Reform der „Global Financial Governance“ vorgelegt. Ihre Aufgabenstellung fassen die Autor:innen im Vorwort folgendermaßen zusammen:
„We were asked by the G20 Finance Ministers and Central Bank Governors in April 2017 to recommend reforms to the global financial architecture and governance of the system of International Financial Institutions (IFIs), so as to promote economic stability and sustainable growth in a new global era; and to consider how the G20 could better provide continued leadership and support for these goals.“